Josef und Maria auf Herbergssuche
„Nichts Neues“, werden Sie sagen, „das ist ja der Anfang der Weihnachtsgeschichte“. Dieses kennen Sie alle. Es ist lange her, als Josef mit seiner schwangeren Frau Maria eine Herberge suchte, einen Ort, ihr Kind, Jesus, auf die Welt zu bringen.
Die Geschichte ist heute noch aktuell – nicht nur, weil das Weihnachtsfest vor der Tür steht. Sie ist aktuell, weil es heute noch Menschen gibt, die auf der Suche nach Wohnraum sind. Dieser soll bezahlbar sein, möglichst in einer Stadt mit guter Verkehrsanbindung, Arzt, Apotheke, Schule, Einkaufszentrum usw. in der Nähe. Wir haben heute andere Ansprüche, sind anderen Anforderungen in der Arbeitswelt ausgesetzt. Da ist gutes Wohnen für uns wichtig und eines unserer Grundbedürfnisse.
Mit dem Thema „Bezahlbarer Wohnraum in Zukunft“ beschäftigten sich die Ehrenamtlichen der afa-Keise Unterfranken bei ihrer Rüstzeit. Dabei kam zur Sprache, dass dieses Grundbedürfnis für viele Menschen nicht gestillt ist. Z.B. suchen Ältere kleineren Wohnraum mit Heizung, barrierefrei. Junge Familien suchen Wohnraum, in dem sie mit ihren Kindern, die natürlich auch mal laut und lebhaft sind, leben und die Miete samt Nebenkosten zahlen können. Allein Erziehende oder Menschen mit Migrationshintergrund suchen ebenfalls, weil sie sich auf Grund ihres Einkommens keine teuren Mieten leisten können oder weil sie in manchen Wohngegenden nicht willkommen sind. Menschen, die von sozialer Unterstützung leben oder durch Umbrüche in ihrem Leben belastet sind, suchen nach einer „Herberge“, in der sie sich wohlfühlen können und die sie nicht weiter in das finanzielle Aus drängt.
Der Wohnungsmarkt ist in Bewegung, so scheint es - so ist es nicht. Die Situation ist teilweise erschreckend: Wer wenig oder ein unstetes Einkommen hat, wird bei vielen Wohnungsverwaltungen auf die Warteliste gesetzt oder hat noch nicht einmal die Chance darauf. Rentner können nicht in kleine oder barrierefreie Wohnungen umziehen, weil es diese fast nicht gibt. Von der Bereitstellung von Sozialwohnungen ganz zu schweigen. All das sind auch die Erfahrungen der kirchlichen Dienste sowie von Diakonie und Caritas.
Der Anspruch auf Wohnraum begründet sich nach Art. 106, Abs. 1 der Bayer. Verfassung: „Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine angemessene Wohnung.“ Die Sachgebietsleiterin des Referates Wohnungswesen bei der Regierung von Unterfranken betonte diesen Verfassungsauftrag bei der Rüstzeit. Nachdem der soziale Wohnungsbau in den letzten Jahren in unserer Region in einen Tiefschlaf verfiel, will die Staatsregierung diesen stärken, und es sollen wieder Sozialwohnungen gebaut werden.
Die afa wird wachsam sein und sich weiter für die Belange Wohnungsuchender einsetzen. Ein gesetzlicher Anspruch setzt ja nicht dessen Erfüllung voraus. Hoffen wir, dass die Menschen, die diese Unterstützung brauchen, wieder mehr in den Blick der Politik und unserer Gesellschaft rücken. Hoffen wir, dass Verantwortliche ihre Verantwortung für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum heute und in Zukunft wahrnehmen.
Denn nicht nur zu Weihnachten sind heute Menschen wie Josef und Maria auf Herbergssuche.
Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachtstage und ein gesegnetes Jahr 2014.
Evi Pohl /kda-Sozialsekretärin