Mit der Nähmaschine in die Kirche

Das Repair Café Schweinfurt feierte in einem Special-Gottesdienst in der Christuskirche Schweinfurt zehnjähriges Jubiläum

Bild des Benutzers Heiko Kuschel

Es war ein wirklich ungewöhnlicher Anblick: Mitten im Gottesdienst ratterte kurz die Nähmaschine oder eine kleine Modelleisenbahn fuhr, sorgsam wieder hergerichtet, auf Schienen im Kreis. Vier Mitglieder des Repair Café-Teams taten während des Gottesdienstes einfach das, was sie auch sonst tun: Dinge reparieren.

„Reparieren statt Entsorgen!“ war das Motto des wie immer ungewöhnlich gestalteten Special-Gottesdienstes in der Christuskirche Schweinfurt. Pfarrer Wolfgang Weich betonte: Das entspricht auch unserem Schöpfungsauftrag! Wir sollen die Erde bebauen und bewahren und sorgsam mit den Ressourcen umgehen, die uns zur Verfügung stehen.

Mit einem kurzen Filmausschnitt aus „Don Camillo“ wurde das Thema humoristisch aufgegriffen: Der neue, aus der kommunistischen Sowjetunion gelieferte Traktor verweigerte tagelang die Arbeit, bis er schließlich widerwillig und klammheimlich von Don Camillo gesegnet wurde – woraufhin der Motor sofort ansprang.

Dekanats-Umweltbeauftragte Emmi Sengfelder, Mit-Initiatorin des Repair Cafés, blickte dankbar auf die zehn Jahre zurück. In dieser Zeit sei das Team von ehemals 20 auf ca. 40 Engagierte zwischen 8 und 90 Jahren gewachsen. Zweimal im Jahr gibt es ein großes Repair Café, dazwischen jedoch auch immer wieder kleinere Aktionen.

Dann kam Bewegung in die Gottesdienst-Gemeinde: Alle waren aufgefordert, sich an den Tischen selbst ein Bild davon zu machen, was so alles repariert wird. Die Team-Mitglieder gaben bereitwillig Auskunft und zeigten, woran sie gerade arbeiteten.
Durch Petra Eisend an der Trommel wurden sie schließlich wieder an ihre Plätze gerufen.

Statt einer Predigt interviewte Alexander Siegel nun Emmi Sengfelder, wie es vor zehn Jahren zu der Idee kam: Als viele Umwelt-Bewegte „etwas machen“ wollten, hatte sie diese Idee ins Spiel gebracht, die von Anfang an viele begeisterte und große Kreise zog. „Da liegt auch Segen drauf!“, so Sengfelder.

Sie betonte, dass es im Team praktisch nie wirkliche Tiefs gegeben hat. Nach ihrer Vermutung liegt das daran, dass hier Menschen zusammenkommen, die es gewohnt sind, auf Störungen und Defekte zu achten und sie wieder in Ordnung zu bringen – egal, ob es sich um einen Kassettenrecorder oder eine zwischenmenschliche Beziehung handelt.

Ein ganz besonderes Erlebnis war einmal die Reparatur eines alten Diktafons. Die Besitzerin hatte anschließend Tränen in den Augen, denn nun konnte sie die Stimme ihres verstorbenen Mannes wieder hören.

Ihr Appell an alle: Nicht zu fragen „was kann ich schon tun?“ – sondern aktiv die Welt zu verändern, auch im Kleinen. „Wenn ich in die Welt was Positives reintue, ist mehr Positives drin!“. So, wie auch das Repair Café erst eine kleine Bewegung war und sich als Graswurzelbewegung immer weiter ausgebreitet hat. Heute gibt es sogar ein Recht auf Reparatur in der EU. „Nicht so viel meckern, einfach tun!“

Ihre größten Wünsche? Jemand, der oder die feinmechanische Reparaturen übernehmen kann. Und: Ein größerer Saal, der aber noch bezahlbar bleibt. Ja – und natürlich ein Ende der Wegwerfmentalität.

„Wir Christen glauben, dass Gott uns bei unserem Namen gerufen hat. Jeder und jede einzelne von uns macht den Unterschied!“ endete Emmi Sengfelder.

Noch einmal brachte Petra Eisend, die mit Handpan, Trommel und Cajon im Wechsel mit Martin Hub an der Orgel den Gottesdienst musikalisch begleitet hatte, die Gemeinde mit einer rhythmischen Aktion in Schwung. Nach dem Segen war dann noch Zeit zu einem kleinen Empfang mit Gebäck, Kaffee und alkoholfreiem Sekt und sogar für die eine oder andere spontane kleinere Reparatur.


Das nächste große Repair Café findet statt am

Samstag, 29.3. 2025, 10 bis 14 Uhr

im Gemeindesaal von St. Kilian, Friedrich-Stein-Str. 30, 97421 Schweinfurt

 

 

Petra Eisend an der Handpan leitet den Gottesdienst einIn der Kirche stehen mehrere Tische, an denen Team-Mitglieder Dinge reparierenWas wird hier eigentlich repariert? Sieht nach einem CD-Player aus.Vorsichtiges Löten an der offenen Dampflok (Spur H0)Auch die Nähmaschine rattert im GottesdienstPfarrer Dr. Wolfgang Weich: Dinge zu reparieren entspricht unserem Schöpfungsauftrag!Umweltbeauftragte Emmi Sengfelder blickt zurück auf 10 Jahre Repair CaféAn der Nähmaschine werden im Gottesdienst Kleidungsstücke repariertDiverse elektrische und elektronische Geräte sind kein Problem für die erfahrenen Team-MitgliederDiese Reparatur an der offenen Platine sieht schon etwas komplizierter aus.Die Gottesdienst-Teilnehmenden drängeln sich interessiert um die TischePfarrer Dr. Wolfgang Weich blickt zufrieden auf das GewimmelLandessynodale Renate Käser freut sich über die InitiativeDie Initiatorin: Emmi SengfelderSo sieht eine Dampflok von innen aus. Jedenfalls in Spur H0.Samstag, 29.3. 2025, 10 bis 14 Uhr  im Gemeindesaal von St. Kilian, Friedrich-Stein-Str. 30, 97421 SchweinfurtPetra Eisend trommelt die Leute zurück an ihren PlatzEmmi Sengfelder und Alexander Siegel im GesprächEmmi Sengfelder und Alexander Siegel im GesprächPetra Eisend stellt ihr Cajon vorPetra Eisend stellt ihre Handpan vorUnd ... Action! Petra Eisend und Alexander Siegel machen die Bewegungen vor.... und die ganze Gemeinde macht mit!Der Gottesdienst ist gut besuchtEin Schienenbus in der winzigen Spur Z fährt im KreisSchienenbus und Handpan: Eine ungewöhnliche Kombination im Gottesdienst.Petra Eisend an der Handpan beim Gottesdienst-"Nachspiel"Alle waren zum Empfang eingeladen mit Saft, Wasser, alkoholfreiem SektReichlich Kuchen und Gebäck waren vorhandenIm hinteren Bereich der Kirche wurde es nach dem Gottesdienst ziemlich voll. Viele blieben gerne noch eine Weile und stießen auf das Jubiläum an.