Lang geprobt - voll erreicht

Vesperkirchen-Benefizkonzert der DekanatspfarrerInnen

Gleichsam der Welt enthobene Klänge zauberten Pfr. Grit Plößel (Flöte) u. Pfr. Dr. Wolfgang Weich (Violine)

Schweinfurt, Do. 2. Febr. 2017. Bekannte Gesichter ziehen immer und – vor allem – kosten nichts. Statt „große Namen“ zu importieren und auftreten zu lassen, setzte die Vesperkirche für ein Benefizkonzert zum dritten Mal auf die Mitwirkung von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem eigenen Dekanat, zumal diese auch etliche ihrer Gemeindeglieder zu dem abendlichen Event motivieren konnten. Bereits zwanzig Minuten vor Sieben war daher die St. Johanniskirche „ausverkauft“, Programme mussten rasch nachkopiert werden.

Die durch Erkrankung recht dezimierte musikalische Pfarrerschaft präsentierte einen kurzweiligen „Ohrenschmaus in der Vesperkirche“, - und zwar, wie Moderatorin Pfrin. Gisela Bruckmann es formulierte, „ein Menü, das in den Ohren klingen soll und auch in der Seele zum Mit-nach-Hause-Nehmen.“ Angefangen mit Klassikern wie Georg Friedrich Händel, Gustav Mahler und Max Reger, kamen danach zeitgenössische Stücke von Marius Müller Westernhagen und Hans-Jürgen Hufeisen zu Gehör, dazwischen auch ein klassischer Tango von Isaac Albéniz aus dem 19. Jh. Demnach war für jede und jeden garantiert etwas dabei.

„Meine Seele hört im Sehen“: In aller Erinnerung bleiben dürften bei dieser Händel-Arie die kristallklaren Flötentöne von Pfrin. Grit Plößel, der mit ihnen korrespondierende anmutige Violinenstrich von Pfr. Dr. Wolfgang Weich und beider Begleitung am Flügel seitens Pfrin. Gisela Bruckmann. Auch das A-Capella-Trio KMD Andrea Balzer (Sopran), Pfrin. Plößel und Pfrin. Bruckmann (Alt) mit dem anrührenden Engelsterzett „Hebe deine Augen auf“ aus Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“ wird noch lange bei den Besuchern nachgeklungen haben.

Eine perfekt gestylte Performance sui generis bot wie schon in den letzten beiden Jahren das Duo „DuDett“ - d.h. Claudia Dettmar/Gesang und Pfr. Andreas Duft/Gesang, Keyboard, Mundharmonika. Nicht etwa von Herbert Grönemeyer, sondern von Pfr. Duft selbst getextet und komponiert war z.B. das nachdenkliche Lied „Mensch“: „Gut, dass es dich gibt. Merkst du nicht, dass man dich braucht? Merkst du nicht, dass Gott dich liebt?“ Auch Sohnemann Felix Duft wirkte übrigens mit - zwar leider unsichtbar von der Empore, aber mit unüberhörbar präzisem Trompetenklang aus Händels Concertino in F-Dur, begleitet von KMD Balzer an der Orgel.

Im letzten Konzertteil gab's dann genug zu lachen. Nach dem Motto „Fröhlich sei das Vesper-Essen – die Musik nicht zu vergessen“ kredenzte der „kleine Chor“, bestehend aus acht Damen und Herren, einen „musikalischen Vesperschmaus in drei Gängen“: Wiener Schnitzel, Pizza und ein Obstsalat sozusagen als Nachtisch. Wie sie dies taten, lässt sich mit Worten nicht beschreiben. Ebenso unnachahmlich, wie beim prickelnden Flöte-/Flügel-Stück „Champagner“ (Hans-Jürgen Hufeisen) Pfr. Duft als Butler eine „Rotkäppchen“-Flasche entkorkte. Überhaupt lobenswert war das bühnenreife, geradezu profihafte Arrangement der einzelnen Auftritte. Kein steifes Stehen, kein Frontalgesang, sondern viel Bewegung und Schmiss. So viel komödiantisches Talent hätte man manchem Geistlichen gar nicht zugetraut. Zweifelsohne hatte Kirchenmusikdirektorin Andrea Balzer nicht nur als Stimmbildnerin, sondern auch als Regisseurin im Vorfeld alle Hände voll zu tun. Überwältigend daher der im Besonderen ihr geltende geradezu frenetische Schlussapplaus.

Mit dem donum superadditum, dem mexikanischen Ohrwurm „La Cucaracha“ (dt.: die Küchenschabe), etwas überraschend gefolgt von „Behüte uns, Gott, bewahre uns, Gott“, neigte sich die Vorstellung ihrem Ende entgegen. Zu guter Letzt durfte – endlich auch einmal! – die Gemeinde aktiv werden und mit in den Kanon einstimmen: „Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden“. Draußen war es längst Nacht geworden.