Schweinfurt. 21. März 2012: Vom 3. bis 23. März führte der Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann eine Visitation im (kath.) Dekanat Schweinfurt-Stadt durch. Zu seinem randvollen Programm gehörte auch die Begegnung mit Vertretern der evangelischen Kirche, sprich dem (evang.) Dekanat Schweinfurt, zuständig für 44.000 Protestanten, der evangelischen Citykirche und der hiesigen Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK). In ihr sind neben den Römisch-Katholischen auch Methodisten, Altkatholiken und Griechisch-Orthodoxe vertreten.
"Wie kommen wir miteinander aus?" Einhellig lautete die Antwort auf die vom katholischen Dekan Reiner Fries gestellte Impulsfrage, dass Ökumene in der ehemals freien evangelischen Reichsstadt Schweinfurt ganz groß geschrieben werde. Der evangelische Dekan Oliver Bruckmann hält sie sogar für „ein Glanzlicht“, geprägt von „unkomplizierter, vertrauensvoller und pragmatischer Zusammenarbeit. Es läuft sehr gut.“
Aber nicht nur die gemeindliche Ökumene mit Weltgebetstag oder Kinderbibelwoche und die Arbeit der AcK, sondern auch das Aktionsbündnis „Schweinfurt ist bunt“, die beiden Erwachsenenbildungswerke und die Krankenhausseelsorge sind von ökumenischem Geist durchdrungen, ferner der niederschwellige „MehrWegGottesdienst“ und die „Nacht der offenen Kirchen“. Dekan Fries regte darüber hinaus einen ökumenischen Kirchentag an.
Der Schweinfurter AcK-Vorsitzende Pfr. Martin Schewe (Christuskirche) sieht in den Kirchen einen Schutzraum und überaus wichtige Ansprechpartner. Sie seien herausgefordert, zu brisanten Themen wie „Armut“ oder „Sonntagsschutz“ nicht zu schweigen. Denn hierfür gebe es in dieser Stadt „zu kurze Wege.“
Der Bischof bekräftigte: „Wir bemühen uns um Nähe.“ Es gelte zu zeigen, dass die Kirche für die Menschen da sei. Darum halte er gemeinsames Auftreten in der Öffentlichkeit für überaus wichtig – wie etwa bei der freitäglichen Aktion der Wagenkirche in der Innenstadt. Dies würden die Leute erwarten. Zugleich gab er sich selbstkritisch: „Wir haben ein Defizit in der Vokabularwahl.“ Die binnenkirchliche Sprache wirke für viele antiquiert. „Auch an unseren Sprachbildern müssen wir deshalb arbeiten.“ Kirche sollte wie Jesus in Gleichnissen reden, die jedoch für die heutige Zeit verständlich und griffig sein müssten.
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Andererseits legte Bischof Hofmann Wert darauf, nicht die bestehenden theologischen Unterschiede zwischen beiden Kirchen nivellieren zu wollen. Dies gebiete der Respekt vor der anderen Meinung. Natürlich bestehe eine innere Unzufriedenheit darüber, dass ein Riss durch die Christenheit gehe, aber es gelte, dies im Gebet vor Gott zu bringen. Dekan Bruckmann entgegnete, dass zur Glaubwürdigkeit der Botschaft der Verzicht auf „konfessionalistische Attitüden“ gehöre. Gerade eine – selbst lästige – Kontroverse könne Chancen bieten und Potenziale freisetzen. „Der Frieden wird in der Differenz errungen.“
Theologische Fragen blieben bei diesem Treffen im katholischen Dekanatszentrum außen vor. „Wir freuen uns an dem, was bisher möglich ist“, meinte Citypfarrer Heiko Kuschel, und deutete lediglich an, dass bislang im MehrWegGottesdienst der Sakramentsteil, ja selbst eine Agapefeier am Ende fehlen müsse. Und Pfr. Schewe wies auf die Schwierigkeiten beim Kanzeltausch hin.
Abschließend dankte Bischof Hofmann für das offene Gespräch in kleinem Kreis. Dekan Bruckmann bedankte sich seinerseits für die ökumenische Freundschaft und den gemeinsamen Ernst im Bemühen um das Evangelium. Er lud den Bischof offiziell als Gastprediger am Reformationstag 2012 nach St. Johannis ein.