Ende der Durststrecke in Schwebheim

Amtseinführung von Pfarrer Reinhard Fischer

Neu seit dem 1. September: Pfarrer Reinhard Fischer

Schwebheim, Sa. 26. September 2015. 25 Monate ohne Pfarrer! Wirklich eine halbe Ewigkeit. Der Vertrauensmann des Kirchenvorstandes, Herbert Ludwig, resümierte denn auch ehrlich, man hätte die Hoffnung auf eine Neubesetzung der Pfarrstelle langsam aufgegeben. Aber dann schaute sich doch einer in Schwebheim um, und den ließ man gleich gar nicht mehr weg. Denn nachdem er das Kircheninnere betrachtet hatte, fand er sich allein und die Außentür verschlossen vor.

Reinhard Fischer war es tatsächlich so ergangen. Dieses denkwürdige erste Mal nochmals zu erzählen, wählte er gleich als Einstieg in seine Antrittspredigt im Rahmen des Installationsgottesdienstes. Zuvor hatte er über zwölf Jahre Dienst an der Hoffnungskirche in Würzburg getan (s. seine Biographie: https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/aufatmen-schwebheim). Von dort, aber auch von Neuendettelsau und Zeitlitzheim hatten sich Kollegen und Freunde zu diesem Festtag in die Schwebheimer Gulbransson-Auferstehungskirche aufgemacht. Und natürlich war die interessierte Gemeinde zahlreich versammelt, zumal draußen auf dem Plan gerade Kirchweih stattfand.

Dekan Oliver Bruckmann stellte den Neuen vor. Drei hervorragende Voraussetzungen bringe er für die Gemeindeleitung mit: Erstens liege Fischer der Gottesdienst ganz besonders am Herzen, also die Predigt, die Liturgie und die Musik. Zweitens könne er gut auf Menschen zugehen. Seelsorge bedeute für ihn Wegbegleitung. Und drittens wolle der Pfarrer das Engagement Ehrenamtlicher fördern und begleiten, also alles andere als ein Einzelgänger in der Gemeinde sein. „Mögen Sie Zeit für Gott und für die Menschen haben“, wünschte der Dekan und dankte zugleich von Herzen den Vakanzvertretern während dieser langen Durststrecke: den Pfarrern Johannes Jurkat, Manfred Herbert, Wolfgang Stumptner (Gochsheim) und Stefan Stauch (Sennfeld): „Eure Gemeinden haben etwas gut in Schwebheim!“ Applaus!

Dann führte er Pfr. Fischer mithilfe von Assistenten unter Handauflegung und Segnung in sein Amt ein. Dessen erste Amtshandlung bestand in bereits erwähnter Predigt. Sein Stellenwechsel habe es mit sich gebracht, neu über die Rolle des Pfarrers nachzudenken. Darum wählte er als Text einen Abschnitt aus dem 1. Petrusbrief (5,1-4): „Die Ältesten unter euch ermahne ich […]: Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist […], als Vorbilder der Herde!“ Das heutige Gemeindebild sei wohl ein anderes als das vom Hirten und der Herde. Denn die Gemeinden würden vom Kirchenvorstand zusammen mit dem/der Pfarrer/in geleitet. Aber alle in Leitungsfunktion sollten Vorbilder sein – griechisch: typoi, „Typen“, eigentlich: „Münzprägungen“ -, d.h. Menschen, die in besonderer Weise geprägt seien und wiederum andere durch ihre Glaubenserfahrung prägten. Sie sollten sich glaubwürdig erweisen, um überhaupt Vorbild werden zu können – und zwar dadurch, dass ihre Gedanken, Worte und Werke übereinstimmten.

Überhaupt sei jede und jeder von uns herausgefordert, so ein „Glaubenstyp“ zu werden, indem „wir uns prägen lassen als geliebte Geschöpfe Gottes“. Für Pfr. Fischer stellt Jesus von Nazareth das große Vorbild dar: „An ihm können wir ablesen, wie Gott uns Menschen gemeint und gewollt hat.“ Er schloss mit dem Appell, dass wir uns alle gegenseitig hüten, um in aller Vorläufigkeit Vorbilder zu sein.

Nach der Wortverkündigung, bei der anschließenden Abendmahlsfeier, stellte der Neue auch gleich seine liturgischen und gesanglichen Qualitäten unter Beweis.

Dann erfolgte der Auszug aus der Kirche - hinein ins pralle Kirchweih-Treiben. Die Trachtenkapelle spielte dem Neuen ein Ständchen und einen Tusch. Auch die Kita-Kinder begrüßten den Pfarrer.

Währenddessen erwarteten ihn bereits, dicht gedrängt, im Bibra-Saal Gemeinde und Grußwortredner, deren Anfang der Erste Bürgermeister Dr. Volker Karb als Nachbar machte, denn Kirche, Pfarrhaus und Rathaus bilden quasi ein Ensemble. Er wünschte Pfr. Fischer rasches Eingewöhnen, Kraft und Ausdauer.

Besonders freundlich fielen die Grüße seitens der katholischen Pfarreiengemeinschaft St. Christophoros im Mainbogen und der Schwestergemeinde St. Hedwig aus: „Auch die Katholiken freuen sich, dass die evangelische Pfarrstelle wieder besetzt ist und es geregelt weitergeht.“ Die Ökumene wurde hoch gelobt, die Einheit in der Vielfalt betont und Jesus zitiert: „Ich möchte, dass sie alle eins seien“.

Die stellvertretende Seniorin des Pfarrkapitels, Pfrin. Christhild Grafe (SW-Kreuzkirche), sprach im Namen der 37 Kolleginnen und Kollegen launige Worte: „Wir hoffen auch auf Ihren Humor.“ Ebenso heiter gesinnt, veranstalteten Vorsitzende und Vertrauensfrau der Würzburger Hoffnungskirche ein gereimtes Kirchenlieder-Raten, um ihren ehemaligen Pfarrer als Gesangbuchkenner zu präsentieren. Sachlich schloss Herbert Ludwig den Redner-Reigen ab: Fischer sei der 42. Pfarrer in Schwebheims evangelischer Geschichte seit ihrem Beginn im Jahr 1576. Zwar wolle die Gemeinde vor allem auf Neues bauen, aber doch das Alte nicht ganz sein lassen.

Viele Präsente wurden überreicht, unter anderem sowohl frische als auch länger haltbare Sachen aus dem Gemüsegarten Sennfeld sowie Kräutermischungen aus dem „Apothekergärtlein“ Schwebheim. Selbst an Futter für des Pfarrers Hunde Theo, Krümel und Chucky hatte man gedacht.

Nur die spannende Frage, wie sich der Pfarrer damals aus der verschlossenen Kirche befreien konnte, blieb an diesem langen Nachmittag offen.