Eine Institution sui generis

Verabschiedung von Kornelia Schmidt im EBW

Kornelia Schmidt bei ihrer Verabschiedung

Schweinfurt, Do. 16 März 2017. Kornelia Schmidt wurde selbst zu einer Institution. Von Beruf pädagogische Geschäftsführerin, leitete sie das Evangelische Bildungswerk Schweinfurt e.V. (EBW). Nein, aus der Taufe gehoben hat sie dieses älteste Bildungswerk Bayerns im Jahr 1971 zwar nicht. Aber wann sie genau dort eingestiegen ist, konnte sie selber nicht mehr exakt sagen, und die von den Grußrednern genannten Jahre differierten signifikant. Der geschichtsbeflissene Günther Birkle (Schwebheim), der lange Jahre 1. EBW-Vorsitzender war, hatte deshalb wohlweislich entsprechende Dokumente mitgebracht:

Laut denen dürfte es so gewesen sein, dass Frau Schmidt 1984 als Kursleiterin begann, ab 1986 auf Honorarbasis für die Mutter-Kind-Gruppen arbeitete, ab September 1987 ABM zum Ausbau der Familienbildung gewesen ist und seit 1993 die pädagogische Leitung innehatte – und das wohlgemerkt nur mit einer halben Stelle, wie sie nicht müde wurde zu betonen.

Kurzum: Ihre Verbundenheit mit dem EBW und dem Dekanat Schweinfurt währte über 30 Jahre. Grund genug, ihr, die zum 31. Januar 2017 in den Ruhestand getreten war, eine gebührende Abschiedsfeier zu widmen.

In der gleich neben den Räumen des Bildungswerkes befindlichen Gustav-Adolf-Kirche fand zunächst ein Gottesdienst statt, an dem sich der EBW-Vorstand mit Gebeten beteiligte. Bianca Leitz-König, die Erste EBW-Vorsitzende, moderierte den Ablauf und trug mittels Querflöte – neben Günter Nürnberger an der Orgel – zur musikalischen Ausgestaltung bei. Auch stellte sie Gedanken über unser aller Wunsch nach Orientierung und Zeichen für unser Leben an. Aber „eine App, mit der wir blindlings durchs Leben geführt werden, bekommen wir nicht.“ Vielmehr gebe es keinen anderen Rückhalt für den Glauben als den auferstandenen Christus. „Dieser Rückhalt ist das ‚Zeichen des Glaubens‘. Es ist Jesu Antwort auf die Zeichen fordernden Menschen.“

Dekan Oliver Bruckmann legte seiner geistlichen Betrachtung die Szene, wie Jesus die Kinder segnete (Markus 10,1+13-16), zugrunde und fragte: „Unser Glaube an die Dreifaltigkeit und an die Auferstehung – wie verhält sich das zur Welt, in der wir leben? Welche Bedeutung hat dies für den Alltag, für unsere Gesellschaft?“ Den Transfer zwischen Glaube und Leben geschafft zu haben, sei das Verdienst des EBW. Es suche u.v.a. den Dialog der Kulturen und Religionen, beziehe Stellung zu aktuellen Problemen wie dem Klimawandel oder zu Fragen aus Technik und Medizin. Summa summarum: Das EBW sei ein Bildungs- und Kommunikationsforum.

Dann direkt an Frau Schmidt gewandt: „Familienbildung war Ihr Schwerpunkt. Die Familie ist deshalb wichtig, damit Bildung überhaupt bei Kindern andocken kann.“ Bruckmann hob im Besonderen die Elternschule „LEO“ für werdende und gewordene Eltern sowie das Elterncafé hervor. Auch Jesus scheine den ganzheitlichen Ansatz befürwortet zu haben, wenn er sich aus dem Volk ein Forum, ein Spektrum gebildet habe, in dem alle gesellschaftsrelevanten Gruppen vertreten waren: Frauen, Männer, Eltern – und eben auch Kinder.

Abschließend dankte er Frau Schmidt für ihre „engagierte, wegweisende“ Arbeit und Leistung und sprach ihr Gottes Segen für die private Zukunft zu, unterstrichen vom Lied „Geh unter der Gnade“.

Sodann wurde der Schauplatz gewechselt. Ein Stehempfang fand in den erst gut ein Jahr alten – neuen – EBW-Räumen in der Friedenstraße 23 statt. 40 Geladene aus dem Bildungssektor, aus Kirche und Politik, natürlich auch Freunde von Frau Schmidt hatten sich dazu eingefunden.

Schweinfurts Zweite Bürgermeisterin Sorya Lippert sprach den Dank im Namen der Stadt und des Landkreises aus. Sie resümierte noch einmal Stationen von Kornelia Schmidts Werdegang, etwa ihr Studium der Diplompädagogik und Psychologie in Würzburg. Sie habe integrative Elternbildung salonfähig und Religion erfahrbar gemacht. Lippert zitierte dazu aus Immanuel Kants Abhandlung „Über Pädagogik“ (1803): „Die Religion, die bloß auf Theologie gebaut ist, kann niemals etwas Moralisches enthalten.“

Dorathea Strichau, die pädagogische Leiterin sozusagen des Dachverbandes, der Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Erwachsenenbildung (AEEB), war eigens aus München gekommen. „Du hast das Bildungswerk zu einer anerkannten und geschützten Bildungseinrichtung profiliert“. Auch sie bescheinigte Schmidt große Fachlichkeit. Neben der Familien- und theologischen Bildung habe sie Senioren- und Asylarbeit geleistet sowie die Bildungsarbeit in den Kirchengemeinden verstärkt und in den Kindergärten platziert. Ferner habe sie aufgrund sozialer Schranken oder wegen deren Migrationshintergrundes Bildungsferne erreichen können. Sie sei einfach an den Lebensfragen der Menschen nahe dran gewesen. Schließlich habe sie sich noch am Innovationsprozess beteiligt und für das EBW Schweinfurt ein neues Format als Kompetenzzentrum fürs Dekanat entwickelt.

Frau Leitz-König beschloss den Grußwortreigen mit persönlichen Worten im Namen des EBW-Vorstandes: Ja, Frau Schmidt sei die gute Seele des EBW, offen und zuverlässig und von der Frage „Was heißt christlich erziehen?“ umgetrieben gewesen. Statt Kant zitierte Leitz-König ein Wort des Philosophen Karl Jaspers.

Und wie geht es mit dem Bildungswerk in der Post-Schmidt-Ära weiter? „Wir sehen Horizont“, so Frau Leitz-König lapidar, doch bedeutungsvoll lächelnd.