Ungarn, wohin?

Datum: 

12.11.2012

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Im Oktober wurde in Nürnberg gefeiert: 20 Jahre Partnerschaft zwischen der ungarischen und der bayerischen Kirche. Den Eröffnungsvortrag hielt Dr. Pröhle, stellvertretender Außenstaatssekretär von Ungarn, zum Thema "Ungarn – wohin?"

Ich gebe zu, ich hatte bisher nicht gewusst, wie kernig die neue ungarische Verfassung ist. Am Anfang steht ein mehrfaches "Wir-sind-stolz", z.B.: "Wir sind stolz darauf, dass unser König, der Heilige Stephan I., den ungarischen Staat vor tausend Jahren auf festen Fundamenten errichtete und unsere Heimat zu einem Bestandteil des christlichen Europas machte."

So etwas wäre in Deutschland undenkbar. Niemals würde sich eine deutsche Verfassung des 21. Jahrhunderts etwa auf Karl den Großen zurückbeziehen. Und den Satz "Wir sind stolz..." würden wir sofort der rechtsextremen Szene zuordnen.

Auch die Religion wird in der ungarischen Verfassung beim Namen genannt: nicht nur das religiöse Erbe, wie in der Europaverfassung, nicht nur sehr weit gefasst Gott, sondern wiederum kernig: das Christentum. Wörtlich heißt es: "Wir erkennen die Rolle des Christentums bei der Erhaltung der Nation an. Wir achten die unterschiedlichen religiösen Traditionen unseres Landes."

Wie anders das alles klingt! Einerseits befremdlich – andererseits auch beneidenswert mutig und klar. Ich persönlich bin überzeugt, dass christliche Werte und aufrichtig gelebter Glaube tatsächlich jedem Staat gut tun. Ungarn, wohin? – ich bin gespannt!

Ihr Pfarrer Robert Augustin, Hammelburg