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Wer in Hammelburg die evangelische Michaelskirche betritt, dessen Blick wird unwillkürlich auf ein großes Mosaik gelenkt. Neun Meter ist es hoch und so alt wie unsere Kirche: fünfzig.
Der Münchner Künstler Arno Bromberger stellt darauf Verschiedenes dar. Ganz oben ein heller Kreis, der mich an eine Hostie erinnert. Auf dem Kreis das "Buch mit sieben Siegeln". Das ist ja bis heute Sprichwort für Dinge, die man nicht versteht. In der Bibel steht dieses Buch für die Vollendung durch Gott. Niemand weiß, wie Gott diese zerbrechliche, vergängliche und vom Bösen durchwachsene Welt jemals vollenden kann. Außer einem: Jesus Christus.
Im Mosaik ist Jesus als Lamm dargestellt, das sich vor dem Buchdeckel befindet. Will sagen: Jesus darf die Siegel des Buches brechen. Er ist fähig, unsere Vollendung zu wirken. Die Zukunft ist in seiner Hand.
Auf dem Mosaik ergießt sich ein Fluss bis auf den Boden der Kirche. Er geht aus von der Hostie mit dem Buch und dem Lamm und führt durch einen goldenen, viereckigen, deutlich hervorgehobenen Bereich, der für das himmlische Jerusalem steht.
Surreal wirkt, was in der Bibel dazu steht: für unsere irdischen Sinne noch nicht wirklich erfassbar. In seiner Pracht und Herrlichkeit nur andeutungsweise erklärbar: Zwölf Tore, ganz aus Gold, Edelsteinen und Perlen. Gott selbst wird die Sonne sein. Keine Tränen, kein Tod, kein Leid, keine Klagerufe, kein Schmerz. Vollendung eben. Die Gemeinde, die auf Christus vertraut, blickt dieser Vollendung entgegen. Daran erinnert das Mosaik.
Ihr Pfarrer Robert Augustin, Hammelburg