Verabschiedung von KMD Gustav Gunsenheimer

Komponist und Kantor: Kirchenmusikdirektor Gustav Gunsenheimer

Schweinfurt, 29. Nov. 2015. In St. Lukas auf dem Hochfeld ist Kirchenmusikdirektor Gustav Gunsenheimer nach 45 Dienstjahren als Kantor der Kirchengemeinde verabschiedet worden.

Hier aus der Presse notiert: "KMD Reinhold Meiser kam in Vertretung des Landeskirchenmusikdirektors aus Ingolstadt angereist. Er würdigte Gunsenheimers langjähriges Engagement in den Verbandsräten des Kirchenmusiker-, Kirchenchor- und Posaunenchorverbands und hob seine umfangreichen Verdienste hervor. So sei Gunsenheimer der einzige nebenamtliche Kirchenmusiker, der je den Titel „Kirchenmusikdirektor“ verliehen bekam.

Dekanatskantor KMD Jörg Wöltche aus Bad Kissingen hielt als Kollege und Freund eine sehr persönliche Laudatio: Gunsenheimer habe es nicht nur beim Orgelspielen belassen, sondern auch die Gabe besessen zu erkennen, wo die musikalischen Bedürfnisse der Mitmenschen liegen. „Dein Motto war und ist dabei: mit wenigen Tönen gute Musik machen. Da kommt der Jazzpianist beim Kirchenmusiker durch!“ Das umfangreiche Werkverzeichnis und 25 Einladungen zu Komponistenportraits im deutsch-sprachigen Raum unterstreichen die Beliebtheit seiner Musik.

Jörg Wöltche fasst zusammen: Seit 57 Jahren ist Gunsenheimer Mitglied im Kirchenmusikerverband. Während dieser Zeit habe er jeden Sonntag gespielt, dazu Trauungen und Taufen, dann ein paar Mal die Woche geübt – „schon sind wir bei 10 000 oder vielleicht auch 20 000 Mal den Gang auf die Empore und den Platz auf der Orgelbank.“ Um einen solch engagierten Organisten habe manche Kirchengemeinde St. Lukas beneidet. [...]"

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 1.12.2015, Text: hk)

 

Hier ein Überblick über Gunsenheimers Vita und sein Schaffen:

Gustav Gunsenheimer wurde am 10. März 1934 als Sohn fränkischer Eltern in Kunzendorf/Niederschlesien geboren. Nach seiner Schulzeit und Abitur 1954 absolvierte er ein Lehramtsstudium in Bamberg. 1956 hatte er in Serrfeld/Königshofen seine erste Anstellung als Lehrer inne. Zudem schloss er 1963 ein Kirchenmusikstudium in Bayreuth ab und bekam 1966 das Bayerische Staatsstipendium, aufgrund dessen er ein zweijähriges Studium am Carl-Orff-Institut des Mozarteums in Salzburg beginnen konnte, das u.a. auch die"Elementare Musik- und Bewegungserziehung" umfasste. Dort kam er mit Carl Orff und dessen Musikpädagogik in Berührung. Ab 1968 wirkte er als Volksschullehrer in Schweinfurt, leitete 29 Jahre lang - bis 1997 - den dortigen Oratorienchor Liederkranz und wurde 1969 Kantor an St. Lukas.

Als Leiter der “Musiktage am Hochfeld” - dies seit 43 Jahren, seit 1971!, der "Musik um die Osterseit" über 25 Jahre, der Chorleiterwoche im Landesverband Evangelischer Kirchenchöre und des Seminars für Kinderchorleiter erlangte Gunsenheimer deutschlandweit Bedeutung. Darüber hinaus wirkte er als Chorleiter der Deutsch-österreichisch-schweizerischen Sing- und Spielwoche in Salzburg und war in den 1980er Jahren Lehrbeauftragter an der Würzburger Musikhochschule für das Fach Musiktherapie.

Neben diesen vielfältigen Aufgaben pflegte er eine ausgeprägte Tätigkeit als Referent und Experte für Musikpädagogik, Chorleitung und Kirchenmusik. Aufgrund seines großen Engagements auf diesen Gebieten, wurden ihm bedeutende Auszeichnungen zuteil. So bekam er u.a. 1983 die Ehrentitel „Kirchenmusikdirektor“ und „Chordirektor“, 1987 die Stadtmedaille der Stadt Schweinfurt, 1990 das Bundesverdienstkreuz sowie die Medaille "Soli Dei Gloria" des Landesverbandes Evangelischer Kirchenchöre verliehen. Die Gunsenheimer-Vogt-Stiftung widmet sich der musikalischen Förderung junger Menschen.

Das kompositorische Schaffen Gustav Gunsenheimers, begonnen im Alter von 35 Jahren, umfasst neben geistlicher und weltlicher Chormusik Konzerte und Sonaten für Blas-, Streich- und Tasteninstrumente, Musik für verschiedene Ensembles und Werke für Posaunenchor. Viele seiner Werke erlebten hohe Auflagen, sind auf Schallplatte erschienen oder im Rundfunk ausgestrahlt worden. Dresdner Kreuzchor oder Windsbacher Knabenchor singen seine Stücke. Ein Verzeichnis seiner Werke erschien 1991 im Eigenverlag.

(nach: http://www.komponistenarchiv.de/gunsenheimer-gustav und http://www.fsb-online.de/geschichte/komponisten/gunsenheimer.html ; 224 Werktitel von Gustav Gunsenheimer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=122010868 )

Im Gemeindebrief stand's nur kurz unter der Überschrift: "Ein Urgestein nimmt seinen Abschied":

Wenn jemand nach St. Lukas gehört, dann ist es sicherlich der, der seit Anbeginn die Orgel schlägt: Unser Kirchenmusikdirektor Gustav Gunsenheimer. Komponist, Leiter des Fränkischen Singkreises und nicht zuletzt musikalische Instanz in  unzähligen Gottesdiensten, die er seit kurz nach der Einweihung der St. Lukas Kirche begleitet hat. Nun ist es am 29. November, dem 1. Advent, Zeit, ihn ganz offiziell aus seiner weit über 40-jährigen nebenamtlichen Tätigkeit als Organist der St. Lukas Kirche zu entlassen. St. Lukas sagt Danke und freut sich gleichzeitig, ihn nicht völlig zu verlieren, denn Herr Gunsenheimer bleibt St. Lukas weiterhin treu mit gelegentlichen Aushilfen und vor allem mit den Konzertreihen, die, so ist es geplant, um die Osterzeit 2016 wieder Fahrt aufnehmen werden.

(aus: Evangelisch in Schweinfurt, Dez./Jan. 2015/16, S. 32)