Sieben Kindergärten erhalten Beratungszertifikat

Aus der Presse zitiert:

("Schweinfurter Tagblatt" vom 5.12.2011, S. 28, Bericht von Alina Schwermer)

Gemeinsam die Neugier auf Sprache wecken

Schweinfurt. [...] Von Juni 2010 bis November 2011 führten insgesamt sieben Schweinfurter Kindergärten Workshops durch, arbeiteten mit Kindern, Eltern und Sprachberatern oder trafen sich mit den Mitarbeitern zur Besprechung, oft außerhalb der Arbeitszeiten. Dabei ging es vor allem um die Frage: Wie kann man Kindern früh Sprachkompetenz vermitteln? Welchen Effekt hat das auf ihr weiteres Leben?
 
„Das Projekt ist eine Antwort auf Pisa“, so Oberbürgermeister Sebastian Remelé vor den Vertretern der Kindergärten. „Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen früher Sprachkompetenz und dem Erfolg im kulturellen und beruflichen Leben.“ Es gehe dabei nicht um Lesen und Schreiben oder darum, den Kindergarten zur Vorschule zu machen: „Die Kinder sollen lernen, sich auszudrücken, Fragen zu stellen, neugierig zu werden.“
 
Als Bescheinigung für die Teilnahme überreichte er den Kindergärten und Kindertagesstätten (Sankt Johannis, Christuskirche, Gustav-Adolf-Kirche, Gut Deutschhof, Kinderkrippe Gut Deutschhof, Katharina-Gundrum-Haus und Montessori-Kinderhaus) jeweils ein Sprachberatungszertifikat. [...]
 
Für den Kindergarten Gustav-Adolf-Kirche ist Sprachberatung nicht nur das Erlernen von Ausdruck. Denn mit Sprache verbinden sich hier ganz andere Herausforderungen: „Wir haben sehr viele Kinder mit Migrationshintergrund“, erklärt Leiterin Brigitte Grimm. „Die Deutschkenntnisse sind sehr verschieden. Teilweise können die Kinder gut Deutsch. Es hilft zum Beispiel ungemein, wenn sie schon ältere Geschwister in der Schule haben.“ Bei anderen sei das nicht der Fall.
 
Die Sprachberatung soll aber kein Unterricht sein, sondern neugierig machen. „Es geht vor allem darum, ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und auch die Eltern mit ins Boot zu holen.“ Dazu unternahm der Kindergarten Ausflüge und gemeinsame Feiern. „Alle sollen wissen: Ich bin hier willkommen.“
 
Der zusätzliche Aufwand der Kindertagesstätten während des Projekts sei enorm gewesen, sagt Sprachberaterin Monika Hofmann. Viele Teams trafen sich zusätzlich an Samstagen. Einige Kindergärten hatten für einen oder mehrere Tage geschlossen. „Alles, was wir klären mussten, hat oft in der Dienstbesprechung oder in Überstunden stattgefunden“, erzählt Grimm. „Ich habe hohen Respekt vor dem Engagement der Kollegen.“
 
Die Delegationen nutzen die Chance der Bühne denn auch, um öffentlich auf die Missstände aufmerksam zu machen. „Wir brauchen dringend kleinere Gruppen“, forderte Hofmann unter dem Applaus der fast ausschließlich weiblichen Abgesandten. „Außerdem sollten die Kräfte in Anerkennung und Gehalt gleichberechtigt mit denen in Schulen sein. Und Männer wären so wichtig in unserem Beruf.“
 
Bis sich Dinge im Großen verbessern, wollen die Kindergärten im Kleinen arbeiten. Der Kindergarten Gustav-Adolf-Kirche etwa nimmt künftig am Bundesprojekt „Frühe Chancen“ teil. Dort bekommen Kindergärten mit sozial schwachem Umfeld eine Halbtagskraft zur Verfügung gestellt, die die Arbeit reflektiert und unterstützt. [...]