Pfarrerin Gisela Bruckmann am Deutschhof verabschiedet
Schweinfurt-Deutschhof, 17. Juni 2012. Wie schnell doch die Zeit vergeht! Fünf Jahre sind schon eine (gewisse) Zeit, auch im Wirken eines Pfarrers oder einer Pfarrerin. So lange, für manche erst so kurz, liegt nämlich Gisela Bruckmanns Einführung zurück: Mit Wirkung vom 1. September 2007 hatte sie die II. Pfarrstelle von St. Lukas mit Tätigkeitsschwerpunkt am Gut Deutschhof angetreten und war dort am Erntedanksonntag, dem 30. September 2007, installiert worden (s. Archiv 2007, Nr. 11).
Und nun ihr Abschiedsgottesdienst! Schon in der Begrüßung brachte Pfarrer Christian von Rotenhan das Meinungsbild der St. Lukas-Gemeindeglieder zum Ausdruck: Er bzw. man bedauere, Frau Bruckmann zu ihrer neuen Wirkungsstätte ziehen zu lassen.
Ihre Wirkungsstätte, das Gut Deutschhof, charakterisierte die Pfarrerin in ihrer biographisch gefärbten, bilanzierenden Predigt als „Burg“, „Schätzkästlein“ sowie „Ort der Ruhe und Geborgenheit inmitten der Betriebsamkeit der Stadt“. Bei ihrer Einführung habe sie den ehemaligen Getreidespeicher noch als Baustelle vorgefunden. Doch inzwischen konnte sie den fünften Kirchweihgottesdienst feiern, vier Konfirmandenjahrgänge begleiten und hat dazu beigetragen, dass auch die Kindergartenkinder sich hier zu Hause fühlen.
Pfrin. Bruckmann verschwieg nicht, dass der Ausbau des Deutschhofes umstritten gewesen, zudem längst noch nicht abgeschlossen, auch die Kirche nicht fertig bezahlt sei: Habe es denn überhaupt ein zweites Gemeindezentrum gebraucht?
Natürlich bejahte sie dies: Dadurch hätten die Deutschhof-Gemeindeglieder ihre geistliche Heimat gefunden, einen Standort, an dem „ortsnah prophetisch geredet werden kann“. Damit spielte die Pfarrerin auf den Predigttext des Tages an (1. Korinther 14,1-3.20-25), einen Appell des Paulus, sich geistlicher Gaben zu befleißigen. Wie dem Apostel schwebt ihr eine offene, einladende Gemeinde vor, die sich von Gott ansprechen lasse und Zeugnis gebe von seinem Wort; - eine Gemeinde, in der auch Gastfreundlichkeit Raum haben müsse, womit die Pfarrerin auf Asylantenschicksale hierzulande aufmerksam machte.
Neben dem Vielen, das Frau Bruckmann am Deutschhof erleben und gestalten konnte, bekannte sie sich aber auch zu nicht Gelungenem. So stehe die Etablierung eines Treffpunktes für demenzkranke Angehörige weiterhin aus, genauso wie die eines Bibelgesprächskreises oder die regelmäßiger Kinder-Eltern-Spielgruppen. Ihr tröstliches Schlusswort: „Pfarrer kommen und gehen, aber Gottes Zuspruch zu uns bleibt - freundlich und beständig.“
In seiner Funktion als stellvertretender Dekan sprach ihr Pfarrer Jochen Wilde (Bad Kissingen) am Ende den Dank „für die Früchte ihres Wirkens“ aus und nahm ihre Entpflichtung vor. Immer wieder auf das Jesus-Gleichnis von den ArbeiterInnen im Weinberg anspielend, betonte Wilde, dass die Pfarrerin „auf den ehemaligen Feldern des Gutes“ erfolgreich gearbeitet und Gespür und Sensibilität für die unterschiedlichen „Gemarkungen von St. Lukas“, die „ihre eigenen Qualitäten, Bonitäten und Eigenheiten“ hätten, gezeigt habe. Pfrin. Bruckmann habe neues Leben in das Gut Deutschhof hereingebracht und hier – zumindest dienstlich – Heimat gefunden. Natürlich sei es allemal schwer, gewachsene Verbindungen zurückzulassen, aber gerade das Pfarrer-Dasein bestätige die Binsenweisheit, dass wir ernten, was andere zuvor säten, bzw. dass andere das ernten werden, was wir aussäten. Auch das Abschiednehmen stehe unter Gottes Segen, weil an dem bekanntlich alles gelegen sei.
Es war, bis auf den Entpflichtungsteil, ein ganz normaler, keineswegs überladener Abendmahlsgottesdienst. KMD Gustav Gunsenheimer begleitete ihn an der Orgel und gestaltete ihn mit eigenem Sologesang aus, unter anderem mit Mendelssohns Vertonung des 121. Psalms: „Hebe deine Augen auf zu den Bergen“.
Der anschließende Empfang im Gemeindesaal bot Gelegenheit für Grußworte; unter anderem sprach Heike Gröner für den Evang. Frauenbund Schweinfurt, und Waldemar Schulz, Kirchenvorsteher und Mesner am Deutschhof, ergriff für die Russlanddeutschen das Wort: „Dass wir eine lebendige Kirche sind, verdanken wir Ihnen!“ Schulz überreichte der Pfarrerin eine russische Bibel aus dem 18. Jh.
Immer wieder wurde betont, dass die Pfarrerin den Menschen zugetan gewesen sei und kreative Ideen eingebracht hätte. Man bewunderte ihre kirchenmusikalischen Qualitäten und schätzte die Seniorennachmittage mit ihr.
Die beiden „Senioren“ des Dekanates Schweinfurt, Pfr. Dr. Wolfgang Weich und Pfrin. Christhild Grafe, zeigten sich im Namen des Pfarrkapitels froh darüber, dass Pfrin. Bruckmann ja nicht weit weg gehe, und wünschten ihr deshalb Gottes Begleitung „auf dem kurzen Weg zur nächsten Gemeinde“. Auch ihre St. Lukas-Kolleginnen und -Kollegen zeigten Verständnis für Bruckmanns Entscheidung eines Stellenwechsels, um näher zu ihrer Familie zu sein. Sie schenkten ihr nützliche, z.T. ausgefallene Utensilien zum Kochen und Backen, darüber hinaus seitens des Kirchenvorstandes einen Rosenstock für den Garten.
„Ich nehme die kürzere Version“: So bedankte sich Pfrin. Bruckmann für die wohlmeinenden Worte. Sie habe „gute und schwierigere Erfahrungen“ machen müssen, doch „immer wieder war Licht da.“ Der Saal stimmte daraufhin den irischen Segenssong "Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand" an.
Vom Gut Deutschhof sind es Luftlinie genau 3,1 Kilometer, von St. Lukas gar nur 1,3 km zu Bruckmanns neuer Wirkungsstätte St. Salvator ab dem 1. Juli. Wetten, dass bei ihrer Einführung am 7. Juli viele bekannte Gesichter und Worte wieder zu sehen bzw. zu hören sein werden? Vielleicht wählt Pfrin. Bruckmann zur Abwechslung die Langversion.
Mit Wirkung vom 1. Juli 2012 wird Pfrin Bruckman die III. Pfarrstelle Schweinfurt-St. Johannis (zusammen mit St. Salvator) übertragen. Der Einführungsgottesdienst wird am Samstag, dem 7. Juli 2012, um 17.00 Uhr in St. Salvator stattfinden. Herzliche Einladung!