Aus der Presse zitiert: Misa Tango in St. Johannis

Beifallsstürme für Andrea Balzer und die Kantorei St. Johannis

Tangotänzerin Marie Krizenecka aus Prag

Schweinfurt, den 16. Juni 2013. Riesenapplaus, Bravorufe und stehende Ovationen bestimmten das Ende eines großartigen Konzertes in der voll besetzten St. Johanniskirche. Das Publikum war hellauf begeistert von der mitreißenden Kraft und Schönheit der „Misa Tango“ des Argentiniers Martin Palmeri. Noch mehr aber feierten die Zuhörer die Leistungen der vorzüglichen St. Johannis-Kantorei, der Solisten und des Kammerorchesters Pfaffenhofen, mit denen Kirchenmusikdirektorin Andrea Balzer eine meisterliche Interpretation gelang.

Martin Palmeri hat mit seiner Tangomesse eine beeindruckende Stil-Verschmelzung geschaffen, die emotionalen Spannungselemente lagen für ihn auf der Hand: So, wie der Tango zugleich Melancholie und Lebensfreude beinhaltet, so gibt es auch im Ordinarium einen Spannungsbogen von der Menschwerdung Gottes und Kreuzigung (Et incarnatus est) bis zur Auferstehung (Et resurrexit tertia die). Palmeri verbindet die verhaltene Leidenschaft des Tangos mit seiner beseelten Melodik des Gotteslobs.

Die ersten Takte des Kyrie klingen wie eine traditionelle Messe, der 55-Stimmen-Chor gefällt mit geschlossenem, rundem Klang und imponierender Fülle. Doch schon bald mischt sich der drängende Tangorhythmus von Klavier (Maria Plett) und Bandoneon (Karin Eckstein) ein. Und diese pulsierende, belebende „Störung“, dieses scheinbare Gegeneinander, kennzeichnet diese Messe: Muss der unerschütterliche Glaube mit der Unruhe der Welt, mit ihrer Lebendigkeit wetteifern? Oder gehören zur Religiosität nicht auch Lebensfreude und Tanz?

Man hört schnell, dass für die Rhythmus-Elemente der Messe vorwiegend die Instrumentalisten zuständig sind, für den Messtext der Chor. Doch das heißt nicht, dass nicht auch die Sängerinnen und Sänger neue rhythmische Pfade betreten müssen. Keine leichte Aufgabe, denn die Partitur wimmelt vor Synkopen und Tempowechseln. Doch alles gelingt an diesem Abend präzise und leicht – großes Kompliment an die Kantorei, deren Damen diesmal ihr schwarzes Oratorien-Outfit mit einem kecken Rot-Accessoires geschmückt haben – it's Tango Time. [...]

Mit seiner Version des Agnus Dei hat Palmeri ein machtvolles Plädoyer für den Frieden geschaffen, das das Publikum packt, berührt, ja erschüttert. Schließt man die Augen, wird man fortgetragen von dieser faszinierenden Musik – vielleicht in himmlische Höhen, in denen fröhlich geglaubt und getanzt wird. Die Kantorei artikuliert ihre vielstimmige Bitte um Frieden mit einem groß angelegten Kanon und Anna Haases „Dona nobis pacem“ gleicht einem verzweifelten Aufschrei danach. Sekundenlange Stille – dann setzt der Applaus ein. [...]

Als Einstimmung zum Konzert hatten Jörg Pelzer mit seiner Partnerin Marie Krizenecka aus Prag zur Freude der Zuschauer vor der Kirche Proben ihrer Tango-Tanzkunst präsentiert.

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 19. Juni 2013, S. 27; Text: Manfred Herker, Fotos: Siegfried Bergler)